Andreas Ballnus (anbas)
 
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(c) Andreas Ballnus
Textauszüge

Hier findet Ihr Auszüge aus bereits erschienenen Buchveröffentlichungen*.

*Sämtliche meiner hier wiedergegebenen Texte sind urheberrechtlich geschützt und dürfen ohne ausdrückliche Erlaubnis in keiner Form wiedergegeben oder zitiert werden.




Aus "Dulsberger Kochlust"

Die Geschichte vom Frühlingsbrot

oder

Schummeln bei Pastors?

Frühlingsbrot gab es bei uns immer nur einmal im Jahr. Wir hatten nicht die obligatorische Gans zu Weihnachten oder die Berliner am Silvesterabend - nein, bei uns gab es um Ostern herum das Frühlingsbrot. Es war für meine beiden jüngeren Geschwister und mich der Renner.

Auch heute noch denke ich jeden Frühling daran, dass ich mir doch wieder einmal Frühlingsbrot machen könnte - es muss ja nicht gerade zu Ostern sein. Auch der Frühlingsanfang wäre zum Beispiel ein sehr geeigneter Zeitpunkt dafür. Häufig raffe ich mich dann aber doch nicht dazu auf und ärgere mich still und leise während des restlichen Jahres darüber. Denn nun muss ich wieder bis zum nächsten Frühjahr damit warten, da es Frühlingsbrot eben nur einmal im Jahr und zwar zur Frühlingszeit geben darf - und nicht etwa im Sommer oder im Herbst! ...




Aus "Kranichherz"


Alles auf Rot


Alles auf Rot. Nichts geht mehr. Rien ne va plus.

Die Ampeln vor den Elbbrücken. Die Anzeigen vor dem Elbtunnel. Bremslichter.

Alles auf Rot. Nichts geht mehr.

Fußgänger warten. Lange Schlangen an den Kassen der Supermärkte. Menschenmassen schieben sich zäh durch die Spitalerstraße. Und die ewigen Warteschleifen von überforderten Telefonzentralen bitten um noch etwas Geduld und spielen dabei unaufhörlich das Lied vom Tod.

Stau. Stillstand. Warten aufs Weiter.

Alles auf Rot - das sind trommelnde Finger auf dem Lenkrad. Geballte Fäuste in den Hosentaschen. Schwerer, flacher Atem. Zusammengepresste Lippen. Verkniffene Gesichter. Fluchen und Schimpfen. Gedankenkreise. Schweißperlen. Anspannung pur. Und immer wieder dieses elend-langsam vorwärtskriechende Weiterkommen.

Alles auf Rot. Das ist Hektik trotz Stillstand. Der Hals schwillt an. Und es wächst der Wunsch nach dem Herauswürgen dieses einzigen, tiefen und alles erlösenden Schreies, der irgendwo zusammengepresst in meinem Kehlkopf sitzt ... 


Weit fort

... Während er so seinen Erinnerungen nachgehangen hatte, war er hinunter auf den Bahnsteig gegangen. Der Zug wurde über den Lautsprecher angekündigt und fuhr wenig später langsam ein. Direkt vor ihm öffnete sich eine der Türen. Die Menschen, die auf dem Bahnsteig gewartet hatten, drängelten ungeduldig beim Einsteigen. Dann ertönte ein Pfiff, es folgte die Aufforderung zurückzubleiben, und ohne weiter darüber nachzudenken, was er da eigentlich tat, stieg auch er noch schnell vor der sich schließenden Tür ein.

Der ICE war gut besetzt. Trotzdem fand er einen Sitzplatz am Fenster. Sie verließen den Bahnhof. Schon nach kurzer Zeit überquerten sie die Norderelbe. Wenig später folgte die Süderelbe, und dann kam auch schon der erste Halt in Hamburg-Harburg. Die ganze Zeit über hatte er wie versteinert auf seinem Platz gesessen, seine Aktentasche festgehalten und auf die Rückseite des Sitzes vor sich gestarrt. Der Zug fuhr wieder an. Aus dem Lautsprecher erklang die Stimme des Zugbegleiters, der die Reisenden begrüßte. Nächster Halt war Hannover.

Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Er saß in 'seinem' ICE. Er fuhr in Richtung München, in den Süden. Er war einfach eingestiegen und fuhr nun in den Süden! Er spürte, wie sich seine Kehle zusammendrückte und wie sein Herz raste. Er krallte seine Finger in die Aktentasche.

Der Zugbegleiter kam, um seine Fahrkarte zu sehen.

Er hörte sich sagen, dass er eine Fahrkarte Richtung München nachlösen wolle, einfache Fahrt, keine Rückfahrt. Er hörte kaum zu, als der Zugbegleiter ihn darauf hinwies, dass der Platz auf dem er saß ab Hannover reserviert sei, dass dies aber kein Problem wäre, da es noch genügend freie Plätze im Zug gäbe. Er reagierte auch nicht, als er ihm dann noch eine gute Fahrt wünschte ...



Aus "Mai-Rauschen '07"

Gleis 10


"Kein Bahnsteig für Gleis 10 !"

Viktor schüttelte verständnislos den Kopf.

"Im Hamburger Hauptbahnhof gibt es keinen Bahnsteig für Gleis 10 !"

Viktor war müde. Er war immer müde, schon seit Jahren, Tag für Tag. Seine Gedanken kreisten. Langsam, sehr langsam kreisten sie nur um dieses eine Thema: 'Kein Bahnsteig für Gleis 10 !'

 

Er war erst vor ein paar Tagen nach Hamburg gekommen. Doch obwohl er sich seit dem fast täglich im Bahnhof und dessen Umfeld aufgehalten hatte, war ihm die Sache mit Gleis 10 bisher noch gar nicht aufgefallen. Wahrscheinlich hätte er es auch in den folgenden Tagen und Wochen nicht bemerkt, wenn da nicht die Sache mit den drei jungen Männern gewesen wäre:

 

"Der Kiosk an Gleis 10 hat noch offen", hatte ihm einer von den Dreien gesagt, nachdem er sie gefragt hatte, wo er denn hier noch ein paar Dosen Bier bekommen könne.

Mehrmals war er danach den Südsteg auf und ab gegangen, bis ihm endlich klar geworden war, dass sich die drei einen Spaß mit ihm erlaubt hatten. Es gab keinen richtigen Bahnsteig für Gleis 10, sondern lediglich eine Art Zugang, der ausschließlich für das Bahnpersonal gedacht war. Weder vom Nord- noch vom Südsteg aus war dieser zu erreichen. Und einen Kiosk gab es natürlich erst recht nicht ...



Aus "Gefühlte Welt"

Helle Fenster

 

Es war in einer kalten, klaren Novembernacht, als es an meiner Tür klingelte. Mürrisch warf ich einen Blick auf den kleinen Wecker, der neben meinem Computer stand - es war kurz vor halb Drei. Auch, wenn ich öfter um diese Zeit noch wach bin, so kann ich es trotzdem überhaupt nicht leiden, wenn ich dann gestört werde. Zum Glück kamen solche nächtlichen Belästigungen eher selten vor. Ich atmete einmal tief durch bevor ich aufstand, zur Wohnungstür ging und öffnete. Im Treppenhaus stand eine junge Frau, vielleicht gerade mal achtzehn Jahre alt. Ihre Wangen waren leicht gerötet. Unter einer grob gestrickten Wollmütze fielen lange blonde Haare auf die schwarze Stola, die sie sich um die Schultern geworfen hatte. Ihre Füße steckten in einem Paar ausgetretener Hausschuhe. Ich hatte diese Frau noch nie zuvor gesehen.

"Hallo, störe ich sehr? Ich hab gesehen, dass bei dir noch Licht brennt, und da bin ich neugierig geworden und hab mich gefragt, wer da wohl noch um diese Zeit wach ist."

"Ich ... äh ... ich arbeite. Aber sagen Sie mal, was ... ich meine, wieso ..."

"... wieso ich hier bin?", fiel sie mir strahlend ins Wort. "Ich sagte doch: Aus purer Neugierde. Ich wohne im Block gegenüber, und wenn ich nachts nicht schlafen kann, setze ich mich oft ans Fenster und schau einfach so in die Nacht hinaus. Und dann sehe ich immer wieder dein helles Fenster. Weißt du, dass es oft das einzige in diesem Haus ist, wo um diese Zeit noch Licht brennt? Ich bin neugierig geworden, und nun bin ich da."

Während sie sprach, schaute sie an mir vorbei und versuchte ein paar Blicke von meiner Wohnung zu erhaschen. Sie redete sehr schnell, wirkte aber nicht hektisch, höchstens ein wenig aufgeregt.

"Sie scheinen öfters mal Schlafstörungen zu haben," sagte ich gereizt. "Sagen Sie mal, machen Sie das immer? Ich meine, gehen Sie immer auf diese Art und Weise und zu dieser Zeit Leute besuchen?"

"Nein," lachte sie. "Das ist jetzt das erste Mal. - Du, ich darf doch reinkommen, nicht wahr? Es ist ziemlich kalt draußen und ich bin etwas durchgefroren."

Ohne eine Antwort abzuwarten, schob sie sich an mir vorbei und ging in meine Wohnung.

"Komm mal ans Fenster!" rief sie gleich darauf aus dem Wohnzimmer. "Ich habe bei mir extra das Licht brennen lassen. Siehst du, da im neunten Stock? Es ist auch das einzige Fenster wo noch Licht brennt. Du wohnst hier im zwölften, stimmt's? Ich hab lange suchen müssen und die ganze Zeit über Angst gehabt, dass ich die falsche Wohnung erwische. Ich habe immer daran denken müssen, was ich wohl tun würde, wenn da plötzlich jemand im Pyjama und mit verschlafenem, grimmigen Gesicht die Tür öffnen würde. - Du sagtest, du arbeitest. Was machst du?"

In mir brodelte es. Ich ballte einige Male hinter meinem Rücken die Fäuste, um die Beherrschung nicht zu verlieren, und verfluchte mich selber, weil ich mich derart hatte überrumpeln lassen und diese Frau auch jetzt noch weiter gewähren ließ...

 

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